Liebe Besucher und Freunde des Mannheimer Zweiges
der Anthroposophischen Gesellschaft!
Gerne möchten wir hier in Zukunft über unseren Zweig und das Zweigleben – von seinen Anfängen und seinem Werden – berichten.
Das Zweigleben wurde und wird wesentlich von Menschen geprägt. So ist es nicht verwunderlich das es von Anfang an mit bestimmten Menschen enger verknüpft war. Hier sehen sie zwei prägende Persönlichkeiten aus den Anfängen des Mannheimer Zweiges der Anthroposophischen Gesellschaft.


Wer das Zweigleben über eine gewisse Zeit miterlebt hat, tut sich vielleicht schwer, dieses Leben ganz losgelöst von den Menschen und ihrer Art, die Dinge zu betrachten, zu sehen.
Allerdings ist es heute – aus gutem Grund – nicht ohne Weiteres gestattet, Namen und Informationen lebender (und teilweise auch verstorbener) Personen ohne Ihre Zustimmung oder die Zustimmung ihrer Rechtsnachfolger zu veröffentlichen.
Es wäre schön, hier möglichst viele Eindrücke aus dem Zweigleben und der Geschichte der Mannheimer Zweige zusammenzutragen. Daher möchte ich alle, die etwas dazu beitragen können, herzlich bitten, ihre Beschreibungen an meine E-Mail-Adresse webmaster@rudolf-steiner-zweig.de zu senden. Auch über Anregungen, Bilder, Dokumente oder Ähnliches würden wir uns sehr freuen. Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie uns solches Material zugänglich machen könnten.
Sehr gerne nehmen wir auch mündlich Überliefertes entgegen. Bei einer Veröffentlichung wird dies selbstverständlich mit einer entsprechenden Anmerkung versehen.
Wenn wir auch die jüngere Geschichte erzählen wollen, sollte dies möglichst ohne namentliche Nennung erfolgen – oder nur ausnahmsweise mit ausdrücklicher schriftlicher Zustimmung der betroffenen Personen oder ihrer Rechtsnachfolger. Wir werden uns bemühen, die überlassenen Dokumente entsprechend zu anonymisieren.
Es wäre auch schön für internen Gebrauch eine nicht anonymisierte Version dieser Chronik zu haben. z.B. für interesierte Mitglieder.
Die Entwicklung des Mannheimer Zweiglebens
1. Die frühen Keime
Es war in der vorösterlichen Zeit, am Palmsonntag, den 16. April 1905, als Rudolf Steiner während eines Besuchs bei einigen süddeutschen Zweigen einen Aufenthalt in Mannheim nutzte, um unter anderem an seiner Aufsatzreihe „Wie erlangt man Erkenntnisse höherer Welten“, Kapitel: „Über einige Wirkungen der Einweihung“, weiterzuarbeiten. Am darauffolgenden Vormittag ging Rudolf Steiner vermutlich im Zusammenhang mit seiner Arbeit an den Schillervorträgen zu dem Schillerdenkmal vor dem Mannheimer Theater. In einem Brief an Marie von Sievers äußerte er sich unzufrieden mit dem Denkmal: „Haben denn unsere Plastiker jegliches Formgefühl verloren? Sieht man denn nur Masken und gar keine Seelen?“
Ende Januar oder Anfang Februar 1907 war Rudolf Steiner nach dem russischen Anthroposophen A. D. Lebedew (1886–1974) wieder in Mannheim. Es wurde ein öffentlicher Vortrag zugesagt, vermutlich am 3. Februar 1908 in Mannheim: „Mann und Weib im Lichte der Geisteswissenschaft“.
2. Die Zweiggründungszeit
Am Montag, den 3. Februar 1908, fand vermutlich in der Wohnung von Michael Emmering in der Jungbuschstraße 7 die Gründungszusammenkunft des Mannheimer Zweiges statt. Anwesend waren der Vorstand mit Michael Emmering, Fräulein Emilie Zuber und Carl Adler. Weitere Einzelheiten zu diesem Treffen sind bislang nicht bekannt.
Um 20:30 Uhr hielt Rudolf Steiner in der August-Lamey-Loge in C 4, 12 – einem Veranstaltungsort der jüdischen Gemeinde – einen öffentlichen Vortrag mit dem Thema „Mann und Weib vom Standpunkte der Geisteswissenschaft betrachtet“.
Am Freitag, den 22. Januar 1909, besuchte Rudolf Steiner den damals noch jungen Mannheimer Zweig, um sich mit den Zweigmitgliedern zu treffen. Fast ein Jahr war seit der Gründungszusammenkunft vergangen. An diesem Tag hielt Rudolf Steiner außerdem einen öffentlichen Vortrag im Casino-Saal (R1.1) mit dem Thema „Wo und wie findet man den Geist“.
Nach Angaben von Emil Leinhas wurde der Vortrag von Frau Geheimrat Helene Röchling organisiert, die zu dieser Zeit noch kein Mitglied der Theosophischen Gesellschaft war, jedoch bereits mit den Grundgedanken der Geisteswissenschaft vertraut war.
3. Wichtige Träger der geistigen Arbeit verbinden sich mit der Gesellschaft.
In fast jährlichem Turnus besucht Rudolf Steiner Mannheim und hält hier auch immer wieder öffentliche Vorträge. Der Vortrag vom 28. Januar 1910 mit dem Titel: „Das Geheimnis des Todes als Schlüssel zum Rätsel des Lebens„ war in vielerlei Hinsicht ein bedeutsamer. Viele der Menschen, die über Jahre hinweg die anthroposophische Arbeit getragen haben, wurden dadurch zu Mitgliedern. Zu ihnen gehören Stadtpfarrer Paul Klein und seine Frau Emma, sowie Helene Röchling. Helene Röchling und Pfarrer Klein wirkten bis 1930 maßgeblich mit an der Festigung und Verbreitung der anthroposophischen Arbeit in Mannheim.
4. Welchen Aufgaben kann oder besser soll sich dieser Mannheimer Zweig widmen?
Menschen, welche wir einige Zeit begleiten, können wir vielleicht besser verstehen, wenn wir ihre Taten betrachten und so ein wenig gewahr werden, wie sie sich in die Welt stellen. Wenn wir in Analogie gewisse Taten der Zweiggemeinde suchen, so bieten sich zunächst die öffentlichen Vorträge, aber auch die Zweigvorträge an. Eigentlich kann man alles, was Menschen im Zusammenhang mit dem Zweig arbeiten zu diesen Taten rechnen. Es ist ja fast selbstverständlich, dass nur sehr weniges uns Jüngeren zur Kenntnis kommt. Aber was uns bleibt, sind zum Beispiel die in Mannheim gehaltenen Vorträge. Diese wollen wir zunächst als solche Willensäusserungen betrachten. Alle Vorträge sollen nun zu diesem Zweck fett und rot hervorgehoben werden.
Beim nächsten (jährlichen) Besuch Rudolf Steiners in Mannheim am 5. Januar 1911 hielt er um 20:15 Uhr in der Lamey-Loge (C 4, 12) einen Mitgliedervortrag über „Die verschiedenen Zeitalter der Menschheitsentwicklung und ihre Mission“. Pfarrer Klein war in der Zwischenzeit der Leiter des noch jungen Zweiges geworden. Rudolf Steiner übernachtete diese Nacht in Mannheim Dammstraße 39. Am darauffolgenden Dreikönigstag 1911 hielt er um 20:15 Uhr einen öffentlichen Vortrag in der Freimaurerloge „Carl zur Eintracht“ (L 8,9) über Goethes Weltanschauung im Lichte der Geistesforschung.